Tempus und Aspekt im Deutschen

mit besonderer Beruecksichtigung der aspektuellen Nebenbedeutung

(독일어의 시제와 상에 관한 연구 - 시제 형태를 중심으로)

Bei der semantischen Beschreibung des deutschen Tempussystems sind wir von der Grundannahme der funktionellen Methode ausgegangen. Sie ist das korrelative Begriffspaar von "Form"(oder Ausdurck) und "Funktion"(oder Inhalt), beides dem Beschreibungsziel der funktionellen Linguistik entsprechend als einzelsprachlich verstanden. Es wird dabei angenommen, dass zwischen Formen einer Sprache und einzelsprachlichen Funktionen genaue Entsprechungen feststellbar sind, und zwar im Regelfall Eins-zu-Eins-Entsprechungen.

Mit dieser Grundannahme haben wir uns der allgemein verbreiteten Ansicht ueber das Vorhandensein von sechs Tempusformen im Deutschen angeschlossen, das heisst, wir betrachteten diese sechs Formen zumindest als dem Kern des deutschen Tempussystems. Es ging also um zwei einfache, nicht periphrastische Formen, das Praesens und das Praeterium, und um vier periphrastische Formen, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur Ⅰ und Futur Ⅱ.

Bei der Untersuchung haben wir festgestellt, dass das Tempussystem im Deutschen auf nur zwei Grundtempora aufgebaut ist. Andererseits gibt dieses einfache Tempussystem in denjenigen Sektionen, in denen es ueber seine Grundtempora Praesens und Praeterium hinausgeht, einen willkommen Anlass, den an den Fakten vor allem der romanischen Sprachen entwickelten Begriff der "Perspektive" als Inhalt einer Kategorie unter bestimmten jeweils einzelsprachlichen Ausdrucksbedingungen weiter zu praezisieren und die Bedingungen seines Auftretens auf das allgemeine Problem der Verknuepfbarkeit grammatischer Kategorien untereinander zurueckzufuehren.

Was das Verhaeltnis von Gesamtbedeutungen und kontextuell und situativ begruendeten Anwendungsweisen temporaler Bedeutungen angeht, so kann der weit fortgeschrittene Stand der Diskussion zu den Tempusbedeutungen im Deutschen dazu genutzt werden, Modellfaellen fuer die Loesung des Problems bereitzustellen, dass bestimmte semantische Werte nicht aus dem einfachen Zusammenspiel von Grundbedeutung und Kontext ableitbar sind, sondern Grundbedeutung und Kontext gerade in einem Widerspruch stehen und durch ihr so charakterisiertes Zusammenwirken eine als "metaphorisch" bestimmbare Redebedeutung hervorbringen.

Ausserdem haben wir bei der Untersucheung der aspektuellen Nebenbedeutung im deutschen Tempussystems folgendes festgestellt:

Erstens; die aspektuelle Determination des Praesens liegt nicht nur in der Verbalform selbst, sondern wird auch der Wirkung der Kontexte ueberlassen. Einfachste Kontexte, die Auswikungen auf die aspektuelle Leseart eines Praesens haben koennen, sind die Zeitadverbien.

Zweitens; was die aspektuelle Determination angeht, verhaelt sich das Praeteritum weitgehend wie das Praesens.

Drittens; das Perfekt kann neben einer klar temporalen Leseart auch ebenso klar aspektuelle Verwendungen haben, die mit dem aspektuellen Wert "Abgeschlossenheit" bzw. "Resultat" zusammenhaengen.

(실린 곳: 인문논총 제 21집, 한양대학교 인문과학대학, 1991, pp. 199-203)